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Kalligraphien von Frank Merten

Ausstellung des Künstlers Frank Merten im Sieboldmuseum

Der Künstler Frank Merten hat sich intensiv mit japanischer, koreanischer und chinesischer Kalligraphie befasst und dabei einen ganz eigenen „Schreibstil“ entwickelt, der durch hohe Auszeichnungen in Korea und Japan - zuletzt 2018 mit dem Preis des japanischen Außenministers – Wertschätzung erfuhr. Bei ihm wird die Auseinandersetzung mit dem Fremden zu etwas ganz Eigenem, zu einem neuen bildlich-sinnhaften Ausdruck voller Spannung. Die Mehrzahl der ausgestellten Werke ist mit Tusche aus Suzuka/Suzukzumi entstanden.

Frank Merten begann 1985 in Rostock mit dem Aktzeichnen, widmete sich der Radiertechnik, der Lithographie und Ölmalerei, bevor er seit 2001 den „Weg der Pinsel-Schrift“ einschlug. Das kalligraphische Handwerk hat er von der Pike auf erlernt und verinnerlicht, er schätzt das kreative Eins-Werden mit dem Augenblick im Prozess des Übens, das im Japanischen alles andere als ein freies Spiel mit dem Pinsel ist. Die hohe Kunst: Bei strengem Reglement und ständigem Wiederholen die Variabilität der sino-japanischen Schrift ausloten.

Erste eigene abstrakte Kalligraphien mündeten schließlich in dem Versuch, die Sprachbarriere zu überwinden und nun mit asiatischen Techniken Wortgruppen und Begriffe der eigenen Muttersprache als Sinn-Bild wiedererstehen zu lassen. Der Überraschungseffekt, dass das zunächst von Weitem als abstraktes Gebilde Wahrgenommene eigentlich Buchstaben-Arabesken sind, lässt den Betrachter verdutzt innehalten. Es hat zuweilen etwas von einem Sprachrätsel. Die Kommunikation der Wort- und Bildebene gebiert eine dritte assoziative Dimension. So weckt die bildhafte Wiederentdeckung des ursprünglichen Wortsinns Erinnerungen an etwas, was wichtig war und vielleicht wieder sein wird, an etwas, wofür das geschriebene Wort nur die Hülle bildet. Mertens Tuschespuren kommen leicht, fast spielerisch daher, haben etwas Verführerisches, Humorvolles, gerade weil den klaren Fragen, den doppelbödigen oder allzu menschlichen Begriffen aus der eigenen Sprachheimat nicht die Fremdheit anhaftet wie bei sino-japanischen Schriftzeichen, die hierzulande zumeist als Bild wahrgenommen werden und deren Sinn extra erklärt oder übersetzt werden muss.
 
Die Vernissage findet am Freitag, den 17. Juni um 17:00 Uhr statt. Frau Wonde, die Kuratorin, und Herr Mertens führen durch die Ausstellung.