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Kawanabe Kyôsai

Sonderausstellung im Siebold-Museum, bis 04.03.2023

Sonderausstellung im Siebold-Museum vom 04.12.2022 bis 04.03.2023

Kawanabe Kyôsai  – japanischer Künstler zwischen den Zeiten (1831-1889).


Kyôsais Leben umfasste sowohl die ausgehende Edo-Zeit, in der sich Japan mehr als zwei Jahrhunderte von der Außenwelt abgeschlossen hatte, als auch die Zeit nach der 1853/4 erzwungenen Öffnung des Landes. 1868 endete die Regierungsform des Shogunats, als sich das wieder erstarkte Kaisertum etablierte. Kyôsai wurde vor allem durch seine satirischen Holzschnitte und Blockbücher bekannt, in denen er den Wandel vom Alten Japan hin zur neuen Zeit reflektierte. Die Ausstellung gibt einen Überblick auf diesen Teil seines umfangreichen Schaffens.

Kyôsai wurde 1831 in die Familie Kawanabe geboren, die durch Adoption einem niederen Rang des Samurai-Schwertadels angehörte. Er wurde Shûsaburô genannt. Schon im Alter von sechs Jahren kam er in das Atelier des berühmten Malers und Holzschnittkünstlers Kuniyoshi. Vom neunten Lebensjahr an wurde er von klassischen Kanô-Malern ausgebildet. Mit 23 Jahren gab er diese Beziehung auf, wagte es, sich als unabhängiger Maler, Zeichner und Entwerfer selbstständig zu machen und nahm 1857 seinen Künstlernamen Kyôsai an. Zeitlebens hat er die klassische Malerei meisterlich ausgeübt und sie mit Stilmitteln der ukiyo-e (Bilder der fließenden, vergänglichen Welt) und durch westliche Anregungen erweitert. Beim breiten Publikum bekannt und berühmt wurde er mit seinen humoristischen und satirischen Holzschnitten, -Alben und -Blockbüchern in denen er den Wandel vom alten Japan hin zu einer neuen Zeit, die von der Westorientierung geprägt war, humoristisch und kritisch reflektierte. Unter “Holzschnitten” versteht man Bilder (oft auch mit Texten), die in Holzplatten geschnitten sind (bei farbigen Bildern mit mehreren Platten), Sie werden mit Pinseln und Tampons mit wasserlöslichen Farben eingefärbt und von ihnen Abzüge auf Papier gemacht. Weil sie im Unterschied zu den Unikaten der Malerei für jedermann erschwinglich waren und der Nachfrage entsprechend nachgedruckt werden konnten, fanden sie massenhafte Verbreitung. Kyôsai hat für dieses Verfahren sowohl kostengünstigere als auch aufwändige, prachtvolle Farbdrucke entworfen. Über Kontakte mit Ausländern, die sich nach der Öffnung Japans im Land als Handelsleute, Wissenschaftler und Diplomaten aufhielten, wurde er auch im Westen bekannt. Als sich gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts neuere Kunstrichtungen entwickelten, trat sein Ruhm allmählich zurück. In der modernen Manga- und Anime-Kultur erkannte man ihn dann als einen ihrer bedeutendsten Vorgänger. Seit den 1980er Jahren fanden in Japan viele Kyôsai-Ausstellungen statt. Neben deutschsprachigen Beiträgen zu Kyôsai in diversen Veröffentlichungen existiert In Buchform der Ausstellungskatalog „Der größte jetzt lebende japanische Maler...“ Stadtmuseum Hornmoldhaus Bietigheim-Bissingen (1987) und die Masterarbeit von Petra Palmenshofer „Kawanabe Kyôsais rakuga“ (2012).